Die Dürre der letzten Jahre beschleunigte nur das, was ohnehin absehbar war: eine massive Borkenkäferinvasion. Kein Einzelphänomen, starken Borkenkäferbefall hat es in Fichtenmonokulturen in Deutschland schon immer gegeben. Auch im Harz sind zuletzt vor ca. 170 Jahren fast alle Fichten abgestorben. Im Vergleich zu damals, war die Fichte aber ausschließlich in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet in Höhenlagen über 700 m üNN anzutreffen. Heute ist die Fichte auch in niedrigen Lagen weit verbreitet, was historisch verständlich ist: die schnellwüchsige Fichte war in der Nachkriegszeit der "Brot- und Butter-Baum" der Deutschen und versprach einen schnelle Ertrag.
Das reine Fichtenwälder anfälliger als Mischwälder sind, ist den meisten Waldbesitzern bekannt und so wird seit Jahren ein Umbau zu Mischbeständen forciert.
Im Harz, genauer gesagt im Nationalpark Harz, wollte man diesen Umbau der Natur selbst überlassen. Langfristig wird ein solcher Umbau auf natürliche Art und Weise auch funktionieren, unser Auge muss sich aber auf Jahre bis Jahrzehnt auf graue Totholz- und versteppte Freiflächen einstellen. Denn gerade in den Gegenden, wo das Gras schon die Überhand genommen hat, tun sich die Baumsamen schwerer zu keimen. Zusätzlich emittiert das verrottende Totholz ein vielfaches an CO2, als wenn die Bäume zu Nutzholz verarbeitet worden wären.
Neben der Tourismusbranche sind die am Nationalpark angrenzenden Waldbesitzer diejenigen, die das größte Leid ertragen müssen. Denn allen Warnungen zum Trotz hat der Nationalpark eine effiziente Bekämpfung der Borkenkäfer größtenteils unterlassen und wurde lediglich in einer viel zu kleinen Randzone gegen die Invasion aktiv. Dass die Käfer jedoch einige Kilometer weit fliegen können, ist schon länger bekannt. Und dass in Abertausenden befallener Bäume Millionen von Käferlarven auf neue Wirte lauern, ist leicht nachzuvollziehen. So haben die Totholz-Flächen in den Privatwäldern bereits ein Vielfaches der Größe des Nationalparks erreicht und vielen Grundbesitzern einen Totalverlust beschert.
Als Trost bleibt jedoch zu sagen, dass die aktuelle Borkenkäferinvasion im Harz dem Ende zu geht. Die Käfer finden einfach keine Nahrung mehr...
Alle Bilder wurden mit einer Leica M10 Monochrom aufgenommen.