Gamsgeiß im herbstlichen Buchenwald

Wer hätte das gedacht? Auch in Mittelfranken gibt es Gämse! Und zwar im Naturpark Altmühltal. Wie diese dort hingekommen sind, kann ich (noch) nicht zweifelsfrei beantworten. Doch im Rahmen meiner Dokumentation über außeralpine Gamsvorkommen in Deutschland und dem grenznahen Ausland, versuche ich auch auf diese Frage eine Antwort zu finden.
Verletzter Gamsjährling.
Verletzter Gamsjährling.
Zwei Gamsgeißen.
Zwei Gamsgeißen.
Gamsgeiß im Buchenwald.
Gamsgeiß im Buchenwald.
Gamsgeiß verbeisst Buchenknospen.
Gamsgeiß verbeisst Buchenknospen.
Gamsgeiß im Frühling.
Gamsgeiß im Frühling.

Gamsjährling im Windbruch.

Fakt ist: Gämse sind sehr wanderfreudige Tiere, insbesondere in jungen Jahren ständig auf der Suche nach neuen und passenden Lebensräumen. Im Unterschied zur weitläufigen Meinung, müssen diese Räume nicht unbedingt hochalpin sein, sollten aber Steillagen, Felspartien, offenen Wald und felsnahe Grünflächen bieten. Fels- und Steilhänge werden vor allem zur Feindvermeidung benötigt. 
Mittlerweile ist auch bekannt, dass Gamswild bis ins Mittelalter in vielen südwestdeutschen Mittelgebirgen beheimatet war. Unkontrollierte Wilderei führte schließlich zur Ausrottung der meisten Bestände. Erst in den letzten 100 Jahren hat ein Umdenken stattgefunden und zugewanderte Gämse wurden geschont. Darüber hinaus hat es mehrere, meist erfolgreiche Wiederansiedlungsprojekte in deutschen Mittelgebirgen gegeben.

Junger Gamsbock im herbstlichen Buchenwald.

Gamsbock an den Hängen des Altmühltals.

Doch wie kamen das Gamswild nun nach Mittelfranken? Mündliche Überlieferungen sagen, eine oder gar mehrere Gämse sind im besonders strengen Winter 1962/63 (sogar der Bodensee war komplett zugefroren) in die Gegend um Eichstätt gewandert. Von dort sind sie dann weiter in die Steinbrüche um Weißenburg und Treuchtlingen gezogen.
Hierzu nutzten die Tiere möglicherweise alte Fernwechsel entlang der Donau. Bereits in den 1950er Jahren hatten sich Gamsböcke und -geißen im Oberen Donautal und am Albtrauf angesiedelt oder wurden dort ausgewildert. Somit liegt die Vermutung nahe, dass die ersten Zuwanderer aus einem dieser Vorkommen stammten.
Es dauerte nicht lange und ein im Altmühltal ansässiger Unternehmer fand Gefallen an den neuen Bewohnern seiner Heimat und setzte sich für dessen Erhalt ein. Unterstützung erhielt er vom Nürnberger Tiergarten. Gemeinsam wurde der Lebensraum auf seine Eignung für Gamswild untersucht, schließlich ein Plan zur Auswilderung weiterer Gämse entwickelt und dieser noch in den 1960er Jahren umgesetzt.
Abschließend lässt sich allerdings nicht feststellen, ob die oben genannte These der Einwanderung wirklich zutreffend ist. Ein Ausbruch aus einem Gehege oder eine frühere Auswilderung an einem unbekannten Ort können nicht ausgeschlossen werden. Für die These spricht allerdings, das auch heute immer wieder Gämse teils hunderte Kilometer fernab ihrer eigentlichen Vorkommen bestätigt werden. 
Gamsgeiß im Winter.
Gamsgeiß im Winter.
Gamsgeiß mit Kitz im Schnee.
Gamsgeiß mit Kitz im Schnee.
Junge Gamsgeiß.
Junge Gamsgeiß.
Gamsgeiß im verschneiten Mittelfranken.
Gamsgeiß im verschneiten Mittelfranken.
Gamsgeiß auf Blockhalde.
Gamsgeiß auf Blockhalde.
Junge Gamsgeiß.
Junge Gamsgeiß.
Das heutige Territorium der mittelfränkischen Gämsen verteilt sich auf drei bis vier Kerngebiete innerhalb des Naturparks Altmühltal. Zwischen diesen Gebieten findet ein reger Austausch statt. Einzelne Gämse, vornehmlich Böcke, tauchen aber im gesamten Areal des Naturparks auf. Dabei bildet der Rand des Nördlinger Ries die westliche und die Autobahn 9 die östliche Grenze des Vorkommen.
Gamsgeißen mit außergewöhnlich eng gestellten Krucken.
Gamsgeißen mit außergewöhnlich eng gestellten Krucken.
Engkruckige Gamsgeiß.
Engkruckige Gamsgeiß.
Engkruckiger Jährling.
Engkruckiger Jährling.
Engkruckige Gamsgeiß mit Kitz im Frühjahr.
Engkruckige Gamsgeiß mit Kitz im Frühjahr.
Gamsgeiß in den Felsen im Frühjahr.
Gamsgeiß in den Felsen im Frühjahr.
Außergewöhnlich ist die hohe Anzahl an engkruckigen Gämsen im Altmühltal. Ob dies ein Zeichen von Inzucht oder eine Laune der Natur ist, kann ich nicht beurteilen. Fakt scheint aber, dass sich die Entstellung unter den ansässigen Gämsen vererbt.

Ein ungewöhnlicher Anblick: Gamsbock in einem Senffeld.

In dem selben Senffeld findet sogar Gamsbrunft statt: Gamsbock beim Flehmen.

Junger Gamsbock auf der Fränkischen Alb.

Gamskitz
Gamskitz
Gamsgeiß
Gamsgeiß

Junger Gamsbock im herbstlichen Buchenwald.

Alle hier gezeigten Bilder wurden im Zeitraum von 2018 bis 2021 mit Canon EOS Kameras und Canon EF Objektiven bis 600 mm Brennweite aufgenommen.

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